Australien - Tasmanien

das kalte Australien

Früher war “Tassi”, wie die Insel liebevoll genannt wird, ein Geheimtipp.

Heute wird die Insel, die nur etwa 1% des roten Kontinents ausmacht, mehr und mehr touristisch. Die Einwohner sehenes zwiegespalten. Einerseits bringt der Tourismus natürlich Geld vom Festland auf die Insel. Andererseits berichtet uns Dave, waren er und seine Frau früher immer alleine wenn sie mal zum campen hinausgefahren sind. Heute sind die Camingplätze randvoll . Aber „ihr habt euch den schönsten Flecken Australiens ausgesucht“, versichert er uns stolz!

Uns stören die randvollen Campingplätze freilich nicht. Wir campen meist wild – in Wäldern, an Seeufern oder am Strand an teils traumhaften, klischeereifen Plätzen.

Gestört werden wir nur von Fuchskusus. Fuchskusus sind rattenähnliche Beuteltiere, die nachtaktiv sind und auf Radlerfutter abfahren. Sobald wir in unseren Schlafsäcken liegen wittern sie ihre Chance und tapern mit reichlich Ausdauer um unsere Zelte herum.

Die Tierwelt hat ansonsten auch noch einiges Neues für uns zu bieten. Wallabys – eine kleine Känguruart, Wombats – Beutelbären oder Ameisenigel. Leider bekommen wir diese Tiere meinst nur tot zu Gesicht, getötet durch den Autoverkehr.

Ein kleiner “Kulturschock” ist Australien von Asien kommend für uns dann doch. Die Lebensart ist eine völlig andere, eine “westlich” geprägte wie bei uns in Europa. Das “Abenteuer” und “Neue” in Sachen Kultur nimmt hier ein Ende. Wir sind zunächst etwas irritiert. Diese lockere Lebensfreude und Herzlichkeit, die insbesondere viele “finanziell arme” Menschen in Asien zu eigen haben, findet hier erstmal gefühlt nicht mehr statt.

Aber das ist natürlich nur der erste oberflächliche Eindruck. Wir lernen in der kommenden Zeit viele fantastische Menschen kennen. Blake und Ingrid zum Beispiel. Sie laden uns via Internet sogar zu sich ein obwohl sie in den Flitterwochen verweilen und erst am nächsten Tag wieder nach Hause kommen. Den Schlüssel zum Haus finden wir in Gummistiefeln vor der Türe mit dem Hinweis, uns wie zuhause zu fühlen.

Bei Mendelt und Ingrid in Hobart kommen wir dagegen genau passend zur Geburtstagsparty an. Ein Highlight wird der Whisky, den Mendelt mir zu später Stunde serviert. Es ist ein Sullivan’s Cove. Mendelt hat diesen Whisky von dem ansässigen Destillerie Besitzer als Dankeschön für Klempnerarbeiten bekommen. Was wohl keiner von den beiden damals geahnt hat: Eben dieser Whisky wurde vom World Whisky Award zum besten Single Malt des Jahres 2014 gewählt. Ein Sechser im Lotto für die Destillerie, der die Preise explodieren ließ – bis zu1000 Dollar pro Flasche! Insofern genieße ich jeden Tropfen der nun sündhaft teuren Spirituose aus Getreidemaische.

Auswärts essen gehen, das in Asien quasi jeden Tag auf der Tagesordnung stand, fällt hier so gut wie komplett aus.  Viel zu teuer für das schmale Radreisebudget.

Aber auch das Angebot der kleinen Roadhouses ist nicht vergleichbar mit der Vielfalt in Asien. Hier gibt es meist nur Burger und Fritten – ab und zu sicherlich mal ganz nett, aber jeden Tag? Nein danke!

So füllen wir uns die Packtaschen an jedem verfügbaren Supermarkt immer wieder randvoll und kochen fortan wieder, wie wir es gewöhnt sind, auf unserem Benzinkocher selbst. Nicht alles müssen wir kaufen. Viele Obstsorten finden wir am Wegesrand. Selbstgemachte Brombeer-Marmalade auf frisch gebackenen Banock Fladen? Ein Frühstücks-Camping Traum! Es ist ein einfaches Leben mit und in der Natur – ein Leben das wir lieben und genießen können.

Die passende Natur dazu hat Tasmanien zu bieten. Die Strände hauen uns um. Sauberes, blaues Meerwasser, das mal wütend mehrere Meter gegen Felsen brandet, mal sanft in hellen Sand fließt. In der “Bay ofFire”, der Feuerbucht, finden wir dies dann noch kombiniert mit rundgeschliffenen Granitfelsen, die mit der feuerroten Caloplaca-Flechte übersät sind. Eine bezaubernde Farb-Kompositation“made by nature”

Im Inland erwarten uns mächtige Eukalyptus Bäume, Wäder, kristallklare Bergseen aber auch viel Farmland. Nicht selten fragen wir bei den Bauern, ob wir in den eingezäunten Gebieten übernachten dürfen. Ein Problem ist das nie, im Gegenteil. Einige lassen es sich nicht nehmen, uns mit diversen Produkten aus dem heimischen Gartenanbau zu beschenken.

Einige Pisten durch das Hinterland haben eher den Charakter einer Mountainbike Tour. Umso erstaunlicher als wir auf einmal Autogeräusche hören. Fünf Landcruiser quälen sich den Berg hoch. Zwanzig Männer vom Typ “Kante” steigen aus und erkundigen sich nach unserem Wohlergehen. Ein Offroad Fahrtraining für Polizisten findet hier statt, erklären sie mir. Ich schaue einige Zeit zu und staune. Mit Hilfe von Seilwinden und Inkaufnahme einiger Kratzer nehmen sie alle Hindernisse. Ich bin fasziniert, welche Passagen mit einem Geländewagen machbar sind. Die riesigen SUV’s, die in der Stadt für mich immer recht deplaziert wirken, sind hier voll in ihrem Element!

Zurück auf asphaltierten Landstraßen kommt die erste schwerwiegende Panne der Tour. Das Lager meines Pedals löst sich innerhalb weniger Kilometer komplett in Wohlgefallen auf. So ein kleines Teil, aber doch so wichtig.

Normales pedalieren ist ausgeschlossen. Es muss ziemlich lustig aussehen wie ich mich fortbewege, Matthias krümmt sich jedenfalls vor Lachen. Zudem ist es schrecklich langsam. EinenR adladen gibt es im Autofahrerland Australien natürlich nur in den großen Ortschaften und natürlich sind diese gerade mehrereTagesetappen entfernt. Doch der Kollege “Zufall” kommt uns einmal mehr zur Hilfe. Rechter Hand entdecken wir an der einsamen Straße ein altes Haus und einen zugemüllten Garten. Neben sämtlichen Klüngel stehen dort auch zig völlig verrostete und fahruntüchtige alte Fahrräder. Von dem Besitzer gibt es leider auch nach langer Warterei keine Spur.

Aber wir finden ein 70er Jahre – Pedal das wir an meine Kurbel montiert bekommen. Ein echter Glücksfall der uns eine ganze Menge Zeit spart. Ich lasse ein paar Dollar und einen netten Brief als Gegenleistung dort.

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