Neuseeland
Große Landschaften
In Wellington treffen wir wie geplant unsere Freunde Tobi und Kerstin, die hier mit dem Wohnmobil herumreisen. Vor genau 10 Jahren habe ich mit Tobi eine Radreise durch den Westen der USA gemacht. Damals haben wir zufällig Matthias, auf einem einsamen Pass in Oregon, kennengerlent.
Wir haben uns auf Anhieb so gut verstanden, dass wir den Rest der Radreise zusammen gefahren sind. 10 Jahre Freundschaft und zig tausende Kilometer Radreise später sind wir nun zusammen auf der Nordinsel Neuseelands und es werden einige der alten Heldengeschichten wieder aufgewärmt.
Für uns geht es danach jedoch mit der Fähre durch die Cook Strait auf die Südinsel, zum Dorf Picton. Gleich die ersten Meter wissen zugefallen. Fjorde, Berge, Strände – Natur vom Feinsten. Im äußersten Nordwesten der Insel lockt uns der Wharariki Beach an. Leider müssen wir dafür eine lange Sackgasse in Kauf nehmen. Wir sind noch nicht einmal halb da und schon lohnen sich die Mühen. Ander Golden Bay läd uns Owen zu sich ein. Er empfängt uns wie seine zwei verlorenen Söhne und lässt einen Gag nach dem anderen los. Wir kommen aus dem Lachen kaum noch raus. Nebenbei ist Komiker Owen auch noch ein brillianter Koch. Ein Radler ist er bisher jedoch nicht. Er beherbert aber nur Radreisende weil die, wie er sagt, di einteressantesten Sachen erlebt haben und erzählen können. Bald will er sich ein Reiserad kaufen uns selber los fahren.
Weiter gehts zum Kap. die Fahrräder verstecken wir im Busch und wandern entlang der imposanten Steilküste zum Wharariki Beach. Der kleine Strand am Ende des Weges haut uns um. Viel mehr Wildheit und Abgeschiedenheit an einer Küste sehen wir selten. Dünen, Höhlen ,Robben und ein Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch. Die Nachtunter unserem Tarp wird nicht lang, den Sonnenaufgang in dieser Traumkulisse lassen wir uns auch als passionierte Langschläfer nicht entgehen. Zurück bei Owen benutzen wir sein Haus und seine Gastfreundschaft als Basis für verschiede Wanderungen in der Region.
Langsam aber sicher arbeiten wir uns dann aber gen Süden vor und kommen voll in den Regen. Macht nichts, so haben wir die Regensachen wenigstens nicht umsonst mitgeschleppt. Wir finden einen schönen Platz entlang eines Flußes. Dieser ist noch hunderte Meter entfernt. Es regnet wie aus Eimern, aber wir beiden Naivlinge schlafen seelenruhig.
Zum Glückbefinden wir uns im fortgeschrittenen Alter. Als bei Matthias um Mitternacht die Blase drückt traut er seinen Augen nicht: Der niedliche Fluß ist ein Strom geworden und fließt nun auf einmal schon durch unsere Zelt- Abside! Eilig wird das nun auf einmalgefährliche Camp abgebaut. „Wasser ist eine der größten Gefahren in Neuseeland“ habe ich mal gelesen. Stimmt! Diese Situation haben wir völlig unterschätzt, nicht einkalkuliert das der Fluß in kurzer Zeit in so einem Tempo ansteigen kann.
Wir haben auch danach noch oft Regen….aber die Stimmungen sind teilweise einfach nur gigantisch
Erholung gibts wenig später in einer heißen Quellen. Von einem Einheimischen bekommen wir den Tipp. Es ist ein wenig wie damals auf Island. EinKaltwasserfluß, daneben ein kleines Loch mit 40 Grad heißem Wasser- mitten im Nichts! Einfach nur genial! Diese Erholung tut auch bitter not. Wir kämpfen uns hier teils über Mountainbike Pisten die Berge entlang. Mit einem vollbepackten Reiserad eine ziemliche Plackerei, tolle Streckenführung ist dafür aber inklusive!
Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht ab und zu ein Körper Work-Out zu machen, damit außer den fahrradspezifischen Muskeln nicht allea nderen verkümmern. Eines Tages machen wir einige Übungen nachunserer Mittagspause in einem kleinen Ort. Was wir nicht ahnen: Wir werden beobachtet. Als wir kurz danach bei einem Senioren Zentrumnach Wasser fragen werden wir aufgefordert die Übungen hier zu wiederholen. Selbstverständlich machen wir den Herrschaften die Freude. Da ich zu dieser Zeit einen Stützstrumpf trage frage ich mal ganz locker in die 80+ Runde wieviele hier denn das gleiche Beinkleidtragen. Als dann im Saal außer der Ältesten, einer 97 Jährigen, niemand aufzeigt ist das Gelache im Saal natürlich groß und die Senioren wirken auf einmal 20 Jahre jünger.
Im Motekua Valley haben wir auf der Karte eine Höhle entdeckt. „Privateproperty“ prangt an der Schranke die in den Wald hineinführt. Daneben aber auch eine Ranch an dessen Eingangsgatter ein Schild mit dem Wort „Waldheimat“ hängt. So lernen wir Tom kennen. Er ist Schafzüchter und Jäger und hat österreichische Wurzeln. Er kritzelt uns eine Skizze damit wir die Höhle überhaupt finden können, gibt uns aber noch den Rat vorsichtig zu sein „Die Höhle ist unerschlossen“ Zum Abschluß schenkt er uns noch frisch erjagtes Wildschweinfleich für unser Camping-Dinner.
Die unter mächtigen Bäumen spektakulär versteckte Höhle erweist sich jedoch als zu gefährlich für uns ohne passende Ausrüstung. Ein reißender Bach der in ihren Tiefen verschwindet versperrt uns nach nur wenigen Metern in der Finsternis das Weiterkommen.
Im Süden nehmen wir einige Sackgassen in Angriff. Der Weg zum Mount Aspiring geht z.b. durch einige Furten und entlang weiter Ebenen. Herr der Ringe lässt grüßen!
Auf dem Weg zum Mt Cook wird die Landschaft immer spektakulärer. Weite Täler, reißende Flüsse und Gletscher bestimmen das Landschaftsbild.
Die in den Herbsfarben leuchtenden Bäume sind das I- Tüpfelchen. Achja und Sonnenuntergänge gibt es natürlich auch.
In der Nähe von Queenstown werden wir von Jane und Chris eingeladen. Sie wohnen in einem wunderschönen Haus mit eigenen Schwimmteich im Garten. Unser Reich ist eine umgebaute Scheune. Der totale Luxus. Völlig abgefahren ist jedoch, dass wir Abends zufällig merken dass wir die selben Leute kennen. Die beiden sind zusammen mit Michael und Anselm den Pamir Highway gefahren, jenen Michael und Anselm mit denenwir in Tibet unterwegs waren. Die Welt ist ein Dorf!
Danach geht es wieder auf eine traumhafte Piste durch Nichts. Als wir hier Abends ein Polizeiauto sehen wundern wir uns nicht schlecht. Tage später erfahren wir, dass es hier zu einem tötlichen Autounfall kam. Ein Auto hat einen Fußgänger umgefahren. Wir haben in den 4 Tagen auf der Piste vielleicht 10 Autos gesehen….wie kann sowas bloß hier passiern….?
Die Baldwin Street in Dunedin ist eine Touristenatrraktion.
Sie soll die steilste Straße der Welt sein. Bei dem Versuch sie mit dem vollbepackten Reiserad zu meistern scheitern wir kläglich kurz vom Gipfel. Zugleich kommen aber emsige Asiatinnen zur Hilfe und haben eine Menge Spaß daran unsere Fuhre mit nach oben zu wuchten.
Zurück an der Küste geht es hoch nach Queenstown, dem Ende unseres Neuseeland Trips. Auch hier entlang der Küste erfahren wir wieder eine Menge Gastfreundschaft. John läd uns zum Wein ein und besorgt und einen 1 A Campspot auf seinem Privatgrundstück direkt über dem Meer.
Bei den Moreaki Bouldes, besonders schön rundgeschliffenen Steinen am Strand, kommen wir während eines heftigen Unwetters bei einer Ranch unter.
Ein interessantes Erlebnis ist unsere Begegnung mit Paul. An jenem Abend sind wir einfach mal auf gut Glück in die Nacht hineingefahren. Mitten in der Nacht frage ich in einer Kneipe ob jemand eine Idee hat wo wir schlafen können. Paul hebt die Hand und erklärt uns den Weg zu seinem Haus, das praktischerweise unverschlossen ist. 2-3 Bier später kommt er nach. Eine echter Kerl. Goldsucher, Truck- , Yachtliebhaber und unter dem Motto lebend: “ I love petrol and beer“ – also jemand der wohl nie Radreisende ansprechen würde und auch wenig mit uns gemein hat.