Laos - Kambodscha

tropische Gastfreundschaft

Von Michael müssen wir uns in Kunming leider verabschieden. Er bleibt noch einen weiteren Monat in China. Aber es wird bestimmt ein Wiedersehen in Deutschland oder der Schweiz geben. Anselm hingegen macht sich zusammen mit uns auf den Weg gen Süden! Nach Laos.

Vor der Grenze nach Laos wollen wir noch schnell unsere restlichen chinesischen Yuan in laotische Kip umtauschen. Die beiden Straßenwechslerinnen sind freundlich – und hauen uns Naivlinge übers Ohr! Matthias spricht es als Erster aus „Das sind ja nur 10000 laotische Kip, nicht 100000 Kip Scheine!“ Da sitzen die beiden Betrügerinnen aber schon auf ihren Rollern. Ein beliebter Trick wie wir erfahren: Die Symbole sind verwirrend, die vielen Nullen für „Neulinge“ unübersichtlich. Der Ärger über unsere Dummheit verfliegt aber schnell auf der anderen Seite der Grenze

Laos begrüßt uns freudestrahlend!

Überall auf den Straßen feiern die Menschen, wir werden zu „Beerlao“ und „Lao Lao“, laotischem Reis-Whiskey, eingeladen. Es ist der 2. Dezember, der Nationalfeiertag von Laos. Diese positive Energie der Menschen ist jedoch nicht auf Feiertage beschränkt. Selten habe ich so viele herzliche und strahlende Menschen erlebt. Und das trotz der „materiellen Armut“ und der schlimmen Vergangenheit. Laos ist das, pro Kopf gerechnet, am stärksten bombadierte Land der Welt.

Während des Vietnam Krieges wurden hier mehr Bomben abgeworfen als in ganz Europa während des zweiten Weltkrieges – über 2 Millionen Tonnen! Eine Flugzeugladung voll mit Bomben alle 8 Minuten, 9 Jahre lang! In Viengxay besuchen wir Höhlen in denen über 20.000 Menschen gelebt haben. Krankenhaus, Schulen, Theater – alles unter der Erde, im Schutz vor den Fliegerbomben. Viele der Blindgänger liegen noch verstreut herum. Ein Skandal! Wir sehen einige Menschen mit fehlenden Gliedmaßen!

In Muang Khua verladen wir unsere Bikes auf eine kleines Boot. Wir wollen das Spendenprojekt besuchen. Die Orte entlang des Nam Ou Flußes sind jedoch nur über den Wasserweg zu erreichen. Mit Sergio, dem aktuellen Volontär, schippern wir von Ort zu Ort. Die Bambusschule hat hier mehrere Schulen und ein Gesundheitszentrum gebaut. Und natürlich interessieren uns die Wasserfilter. Einige Häuser sind damit bereits ausgestattet, wir sehen wie diese Familien ihr Wasser aus dem Filter gewinnen. Aber es fehlen noch viele Häuser und Dörfer! In dem Dorf Phonsali stockt im Moment der Bau einer Wasserleitung. Hierfür wird noch das Geld für das Stahlrohr benötigt.

Unreines Trinkwasser ist ein Problem das ich von Zuhause nicht kenne. Den Luxus den Wasserhahn aufzudrehen und unmittelbar trinkbares Wasser zu haben ist ein Privileg das wir in Deutschland nicht hoch genug schätzen können. Wir kennen dieses Problem nur von unseren Radreisen, aber selbst diese wenigen Male reichen mir völlig aus. Für die Leute hier ist es jedoch alltägliche Realität! Die Bilder die für das Spendenprojekt entstanden sind, kommen größtenteils von Anselm Vielen Dank dafür!

Im Dorf „Hat Sa“ entlang des Nam Ou Flußes wohnen wir bei der Familie von Kao. Fernab von jeglichem Tourismus, besteht das Dorf aus einem Lehmweg, 50 Bambushütten, einer großen Fliegerbombe als Mahnmal des Krieges – und aus freundlichen Bewohnern!

Bei Kao werden wir verpflegt wie Familienangehörige. „Sticky Rice“ – Klebereis ist mittleweile mein absoluter Favorit. Hier wird er noch stilecht über dem offenen Feuer zubereitet. Das Herumspielen mit den Kindern des Dorfes endet für Matthias allerdings mit Schmerzen an der Hacke. Am nächsten Morgen kann er kaum noch auftreten. Meine böse Vorahnung wird beim Blick auf den Beipackzettel des Antibiotikums bestätigt. Achillessehnenentzündung – Eine häufige Nebenwirkung des Medikaments, mit dem er erfolglos versuchte den Durchfall zu bekämpfen. Das ist wirklich eine „bittere Pille“. Wir beraten uns mit den Volontären im Gesundheitszentrum: Radfahren ist erstmal gestrichen!

Luang Prabang, seit 1995 Unesco Kulturerbe, hat einen einigen Charme. Dutzende Klöster prägen das Bild des Touristenmagneten am Mekongufer. Die Atmospähre ist, wie in ganz Laos, sehr entspannt. Hektik und Streß? Für viele Laoten ein Fremdwort!

Für uns beginnt hier endlich auch die Zeit der Früchte-Shakes! Schon in Südamerika haben wir es geliebt! Mango, Papaya, Avocado, Drachenfrucht, und viele mehr – Die Tropenfrüchte sind ein Traum! In Luang Prabang müssen wir uns aufgrund der Gesundheitsprobleme von Matthias erneut trennen! Anselm und ich brechen auf in Richtung Vietnam. Matthias wird durch den immer noch anhaltenden Durchfall und die Achillessehenentzündung zu einer längeren Pause gezwungen. Wo und wann wir uns wiedertreffen ist zunächst offen.

Die Kinder entlang der einsamen Bergstraße begeistern uns am Meisten. Es ist eine ehrliche und unverfängliche Fröhlichkeit die sie an den Tag legen. Ständig werden wir aufgefordert abzuklatschen wenn wir durch die Dörfer fahren, gefolgt von einem freundlichen „Sabaidee“.

Es gibt viele tolle Szenen zu beobachten. Jungs gehen mit selbstgebauten Harpunen erfolgreich auf die Jagd nach Fischen. Andere rasen mit ihren Rollern aus Holz die Straßen hinunter. Mädchen stolzieren in prächtig verzierten Kleidern durch die Straßen und ein Junge nimmt in einem großen Kochtopf ein Bad – Sonntags ist Waschtag in Laos!

Hart arbeiten müssen die Kleinen allerdings auch schon. Wir sehen Mädchen die Körbe mit Holz schleppen, die selbst für einen Erwachsenen eine Herausforderung darstellen. Im Regenwald schwingen derweil die Macheten. Geerntet wird ein Wundergras: Bambus!

Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unendlich. Körbe, Hüte Siebe, Häuser, Brücken und selbst Abschleppstangen – um nur ein paar zu nennen.

Die Streckenführung der Erdpiste ist brutal! Brutal steil mit bis zu 20% und brutal bergig. 4000 Höhenmeter pro 100km, der „normale“ Schnitt sind sonst 1000 Höhenmeter auf 100km. Es geht entweder hoch oder runter, kein Meter ist eben. Ausgerechnet hier bricht das Schaltwerk an Anselm’s Rad. Schalten unmöglich! Diese Strecke noch 400km mit nur einem Gang? Kaum vorstellbar.

Aber zum Glück gibt es ja noch dieses Wundergras. Mit viel Improvisation, einem Gummiband aus der Werkzeugtasche und eben jenem Bambus schaffen wir es tatsächlich eine Kontruktion zu bauen, welche es ermöglicht wieder ein paar Gänge schalten zu können.

Vietnam

Eine erneute Schmach wie beim Geldwechsel in China passiert uns zur Grenze nach Vietnam nicht. Der Grenzbeamte höchstpersönlich stattet uns mit den ersten Noten von vietnamesischem Đồng aus. Wir verlassen Laos nur ungerne, ein Land das durch seine Bewohner einen Platz in unseren Herzen sicher hat.

Vietnam macht auf uns einen etwas anderen Eindruck als Laos. Die Orte scheinen reicher zu sein, aber diese einfache Schönheit die Laos ausgestrahlt hat ist weg. Hässliche Betonbauten reihen sich aneinander. Von Gemütlichkeit keine Spur! Ganz schrecklich sind auch die Hundetransporte die wir jetzt sehen. Die armen Kreaturen stecken zusammengefercht in Käfigen und bekommen Stockschläge wenn sie wimmern. Hundefleisch ist hier leider ein gutes Geschäft.

Aber selbstverständlich ist nicht alles schlecht! Die Menschen begeistern uns auch hier. Ein paar Kinder kommen während ein Pause zu unseren Rädern. Die Jungs wollen mir unbedingt Geld zustecken. Das Geld wandert so immer hin und her, bis einer der Spender meine offene Radtasche entdeckt und es einfach tief darin vergräbt. Sei’s drum, bin ich eben um ein paar Dong reicher!

 

Trotzdem, Wir radeln schnell durch denn wir wollen zu Heiligabend in Hanoi sein. Dort sind wir zum Weihnachtsfest bei Kristina aus Polen und Abi aus, wie könnte es anders sein, Abu Dabhi eingeladen. Wir haben einen selbstgeschnitzen Weihnachtsbaum und bekommen ein tolles polnisches Festmahl – so kommt auch hier ein wenig Weihnachtsstimmung auf!

In Hanoi heißt es dann leider Abschied nehmen von Anselm. Er fliegt nach Indonesien. In der relativ kurzen Zeit ist eine gute Freundschaft entstanden. Weitere gemeinsame Touren wahrscheinlich. Ein tolles „Nebenprodukt“ dieser Reise.

Kambodscha

Matthias der immer noch in Laos verweilt, hat sich mittlerweile zum Glück endlich erholt und kann wieder radeln. Der neue Plan ist nun dass wir uns in der Mitte, in Kambodscha, wiedertreffen. Ich nehme daher den Flieger in die Stadt der Millionen Motorroller – nach Ho Chi Minh -in den Süden Vietnams. Das Radeln in diesesm Chaos macht irgendwie Spaß. „Wer bremst verliert“ heißt das Motto und dieses Prinzip funktioniert für alle erstaunlich gut! Ich bleibe länger als geplant. Meine Gastgeberin ist eine Botschaftsmitarbeiterin und weitgereist. Ihre Geschichten faszinieren mich.

Ein paar Tage später sitze ich dann wieder auf dem Bike und bin das erste mal auf dieser Reise für einige Zeit alleine unterwegs.

Ich erreiche Kambodscha. Ich suche mir eine abseits gelegene Strecke entlang der Lebensader Südostasiens aus – dem Mekong Strom! Meine GPS Software auf dem Smartphone versagt hier das erste Mal so richtig. Ich verfahre mich mehrmals in den vielen kleinen Sandwegen. Streckenweise komme ich nur noch schiebend voran. Aber die Piste ist toll. Immer wieder tauchen Häuser überraschenderweise auf dem Nichts aus. Die Leute sind nicht minder erstaunt über einen so seltenen Gast und sie sind super freundlich. Nicht so toll ist das Wetter. Nach 2 Stunden radeln sehe ich eher aus als hätte ich 2 Stunden geduscht. Die heißen Temperaturen tagsüber sind aber noch zu ertragen. Wenn immer es geht halte ich bei den Zuckerrohrpressen an. Dort bekomme ich für einige Cents frisch gepressten Saft mit viel Eis!

Richtig hart wird es jedoch nachts im Zelt. Es kühlt kein bißchen ab, ich liege nackt im Zelt, aber trotzdem schwitze ich vom blanken Liegen. Auf meinen Winterradresen habe bei minus 30 Grad auf zugefrorenen Seen geschlafen. Das war hart, aber ich habe es genossen. Hier ist es nun 60 Grad wärmer und es ist ein Albtraum – wenn ich denn überhaupt zum schlafen und träumen kommen würde! Als bekennender Winter Freund ist dies hier eindeutig nicht das ríchtige Klima für mich.

Und da ich gerade am meckern bin: Eine Sache die uns hier in Asien wirklich stört ist der maßlose Plastikkonsum. Alles wird hier 3 mal mit irgendwelchen Plastiktüten umwickelt, die in keinster Weise recycelt werden! Verzweifelt versuchen wir uns dagegen zu wehren, aber nur zu oft wird die Ware dann doch gedankenverloren und routinemäßig mit Plastikmüll verpackt. Die ganze Müllentsorgung ist, wie in Südamerika, katastrophal. Die Leute schmeißen Müll wie selbstverständlich aus dem Auto. Uns schwant das es wahrscheinlich sogar egal ist. Irgendwie landet hier ohnehin der ganze Müll in den Flüssen, in den Meeren und in der Landschaft -so scheint es zumindest!

Nicht immer finde ich zeitig einen Platz für das Zelt. Eines Abends ist es schon stockdüster als ich zu einem Kloster komme. Ich bin total verschwitzt, der Sand klebt an meinem Körper. Die Mönche heißen mich sofort willkommen. Ich bekomme ein Dusche, ein Abendessen und einen Platz zum Schlafen direkt vor ihrem „Altar“ unter dem Ventilator. Herrlich! Und siehe da, die jungen Mönche sitzen dann auch Abends vor ihrem Smartphone und spielen Onlinegames!

Matthias möchte ich in Siem Riep, dem Tor zur berühmten Tempelanlage Ankor, wiedertreffen. Ich habe noch 200km und 2 Tage, im topfebenen Kambodscha kein Problem! Eigentlich! Nachts bekomme ich im Zelt sehr hohes Fieber. Kombiniert mit Schüttelfrost, Husten und Durchfall wird die Nacht zur Tourtur. Am nächsten Morgen wird mir schnell klar, dass die 200km in meinem Zustand mit dem Rad Galaxien entfernt sind. Ich schaffe es kaum das Zelt abzubauen. Ich vermute es ist eine der vielen „normalen“ Reisedurchfälle, die man auf so einer Reise eben erleidet. Doch die Einheimischen warnen mich: Die Kombination und das doch recht hohe Fieber sind ein Anzeichen für Malaria. Die Angst und die Kraftlosigkeit siegen. Zum Glück gibt es hier, der Touristenattraktion Nr 1 Ankor Wat sei Dank, zahlreiche Busverbindungen. In Siem Riep suche ich das englisch sprechende Krankenhaus auf. Ich habe Glück: Es ist keine Malaria Erkrankung!

Aber die Genesung dauert, die ersten Tage nach dem Wiedertreffen mit Matthias übernehme ich ausnahmsweise mal die Rolle des Kranken. 2Ob wir nochmal den Tag erleben an dem wir beide gleichzeitig topfit sind“? fragen wir uns. Matthias macht Ankor Wat alleine unsicher. Als es mir endlich wieder besser geht, besuche ich ebenfalls die Tempelruinen. Zweifelsohne gigantisch, aber mir ist es hier viel zu touristisch. Dagegen war es in Machu Picchu fast leer! Zum Sonnenaufgang radel ich extra nicht zum berühmten und überlaufenden Ankor Wat Tempel sondern nach Ta Prohm, jener Tempelanlage die z.b Tomb Raider als Kulisse diente. Mich fängt ein Sicerheitsbeamter ab. Einlass erst am 9 Uhr. Neue Regelung seit 4 Tagen! Na toll,um 9 Uhr ist dann das gute Licht weg und die Scharen an Touristen sind da.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert